EVO Visian ICL - die implantierbare Kontaktlinse

Sitz der ICL im Auge.

Die implantierbare Kontaktlinse (EVO Visian ICL) der Firma Staar Surgical (Monrovia, Kalifornien, USA) ist eine sehr elegante Option zum Ausgleich von Fehlsichtigkeiten, wenn laserchirurgische Verfahren an der Hornhaut nicht empfohlen oder gewünscht sind. Sie kann Kurzsichtigleit, Weitsichtigkeit und Hornhautverkrümmung ausgleichen. Die ICL-Linse wird über einen kleinen Schnitt an der Hornhaut zusätzlich zur körpereigenen Linse in das Auge eingesetzt. Sie sitzt dann vor der körpereigenen Linse und hinter der Regenbogenhaut und ist von aussen nicht zu erkennen.

Aus welchem Material besteht die ICL?

EVO Visian ICL.

Die EVO Visian ICL besteht aus Collamer®, einem patentierten Kollagen-Kopolymer, der von der Firma Staar entwickelt wurde. Collamer® ist hoch wasserhaltig, dadurch sehr weich und sehr biokompatibel: Das bedeutet, es ist sehr gut mit den empfindlichen körpereigenen Geweben verträglich. Außerdem ist es von hoher optischer Qualität. In Europa haben wir seit 1994 Erfahrung damit.

Für welche Dioptrienzahl gibt es die ICL?

Diese Linse gibt es im kurzsichtigen Bereich bis – 20 Dioptrien, kombiniert mit Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) bis 6 Dioptrien. Auch für den weitsichtigen Bereich ist die Linse verfügbar bis + 16 Dioptrien. In diesem Bereich sind wir aber aus einer Vielzahl von Gründen sehr zurückhaltend. Ein Grund ist zum Beispiel, dass das Auge groß genug sein muss, um für die Linse Platz zu bieten, was bei Weitsichtigkeit eher seltend er Fall ist. Weiterhin haben die Linsen im hyperopen (weitsichtigen) Bereich keine zentrale Öffnung (Aquaport), so dass hier das Kataraktrisiko höher ist.

Welche Vorteile hat die ICL gegenüber Lasermethoden?

Die ICL unterliegt nicht den Grenzen, wie sie für Laserkorrekturen gelten, insbesondere bezüglich der Höhe der Fehlsichtigkeit und der Hornhaut-Dicke.

Ein weiterer großer Vorteil ist, dass die Linse auch wieder entfernt werden kann, wenn Komplikationen auftreten sollten. Das gilt auch, wenn sie nicht mehr benötigt wird – wie etwa dann, wenn ein Grauer Altersstar auftritt, bei dessen operativer Heilung die Korrektur dann durch die künstliche Ersatzlinse erfolgt.

Schließlich zeigen wissenschaftliche Untersuchungen eine optische Qualität, die den Laserverfahren in einer Reihe von Situationen sogar etwas überlegen ist.

Welche Risiken birgt die Implantation?

Wie bei jeder Operation gibt es natürlich auch hier Risiken. Die allgemeinen Risiken jeder Operation, bei der das Augeninnere eröffnet wird, wie verlängerte entzündliche Reaktionen, Augendrucksteigerungen, Hornhauttrübungen, Infektionen oder Blutungen sind hierbei allerdings tatsächlich extrem selten.

Spezifisch für diese Operation seien genannt:
Über- oder Unterkorrektur, das bedeutet, dass der Brillenwert nicht genau auf null eingestellt worden ist. Dies liegt in der Natur biologischer Systeme, deren Präzision begrenzt ist. Auch die technische Herstellungsgenauigkeit ist auf ± 0,5 Dioptrien begrenzt. Die gute Nachricht ist jedoch, dass eine geringe Restfehlsichtigkeit für die meisten Patienten kein Problem darstellt und gar nicht nachteilig bemerkt wird. Sollte im Einzelfall die Abweichung ein störendes Ausmaß erreichen, ist die Feinkorrektur („Feinschliff“) mit einer Laserbehandlung an der Hornhaut möglich.

Sollte der gewählte Linsendurchmesser im seltenen Einzelfall sich als zu klein oder zu groß erweisen, kann dies durch einen Austausch der Linse behoben werden. Das ist sehr selten notwendig (erheblich weniger als 1%).

Weil der Durchmesser der optisch wirksamen Zone der Linse technisch begrenzt ist, können, insbesondere bei Dunkelheit durch die dann weitere Pupille, Lichthöfe oder ähnliche Erscheinungen auftreten. Das ist aber ein Phänomen, das auch mit anderen Korrekturmitteln in unterschiedlichem Maß auftritt – und deshalb langjährigen Kontaktlinsenträgern, auch Brillenträgern höherer Korrekturen, in unterschiedlicher Weise vertraut ist. Dafür sind technische Grenzen verantwortlich. Dass dies als Verschlechterung gegenüber der bisher getragenen Korrektur empfunden wird, ist sehr selten. Genauso verhält es sich mit optischen Phänomenen, die durch die zentrale Öffnung der ICL, den sog. Aquaport, hervorgerufen werden. Während eigentlich jeder Patient nach Abnehmen der Augenklappe durch den Aquaport hervorgerufene Lichthöfe wahrnimmt, verschwinden diese fast immer aus der Wahrnehmung durch Neuroadaptation des Gehirns ("das Gehirn rechnet den störenden Seheindruck heraus"). Dass eine ICL wegen störender Lichtphänomene wieder explantiert werden muss, ist sehr selten.

In ca. 1,5% der Fälle kann sich die körpereigene Linse eintrüben. In diesem Fall muss die ICL explantiert und die eigene Linse durch eine Kunstlinse ersetzt werden (Graue-Star-OP). Dies ist das hauptsächliche Risiko, das speziell mit dieser Linse verbunden ist. 

Die OP des Grauen Stars ist nicht riskanter als die Implantation einer ICL. Bei dieser OP kann man auch die Fehlsichtigkeit ausgleichen. Im jungen Alter jedoch hat sie den bedeutenden Nachteil, dass man nach Entfernung der eigenen Linse vorzeitig altersweitsichtig wird.

Insgesamt ist das Risikoprofil dieser Operation tatsächlich sehr gering – aber, wie immer, vorhanden. Glücklicherweise sind die möglichen Komplikationen, selten wie sie sind, auch praktisch immer behebbar.

(Quelle: Pexels/Andrea Piacquadio, ohne Jahr)

Was passiert vor der Operation?

Vor der Operation wird das Auge vom Augenarzt gründlich untersucht und vermessen. Wenn Sie Kontaktlinsenträger sind, kann die endgültige Messung für die Stärke der ICL nur nach einer Kontaktlinsenkarenz von mind. 3 Wochen (harte Kontaktlinsen) bzw. 2 Wochen (weiche Kontaktlinsen) durchgeführt werden. Manchmal muss man für diese Übergangszeit extra eine Brille verschreiben. Da die Genauigkeit der Linse maßgeblich von den von Ihnen angegebenen Werten abhängt, sollte man hier keine Kompromisse machen.

Im Rahmen der Voruntersuchung wird die Pupille auch geweitet, sodass sie bis zu 24h nicht Auto fahren dürfen und Probleme beim Lesen haben.

Bei der Voruntersuchung wird festgestellt, für welches Verfahren Sie geeignet sind und die Prognose und Risiken des Eingriffes besprochen.

 

Ablauf der Linsenimplantation.

Wie läuft die Operation ab?

Die Operation wird ambulant im Augen-OP-Zentrum im Rotkreuzklinikum durchgeführt. Vor der Operation wird das Auge mit Tropfen betäubt und zur Infektionsprophylaxe mit Augentropfen desinfiziert. Sie werden mit einem Operationstuch abgedeckt, um Keimverschleppung in das Auge zu vermeiden.

Die Operation selbst ist schmerzfrei, jedoch kann das helle Licht des OP-Mikroskops zu Anfang blenden, bis man sich nach kurzer Zeit daran gewöhnt hat. Zu Beginn der Operation werden 3 kleine Schnitte an der Hornhaut durchgeführt. Anschließend wird die EVO Visian ICL in das Auge eingesetzt und hinter der Regenbogenhaut platziert. Am Ende der Operation wird ein Medikament zur Pupillenverengung eingegeben, welches manchmal zu kurzzeitigen Kopfschmerzen führen kann. Anschließend wird ein lockerer Augenverband angelegt.

Bevor Sie nach Hause gehen, wird das Auge noch einmal von einem Arzt untersucht.

Kann ich ein Beruhigungsmittel bekommen?

Vor und während der Operation werden Sie, wenn Sie es wünschen, von einem erfahrenen Anästhesieteam begleitet, welches den Blutdruck und den Kreislauf überwachen und Ihnen beruhigende Medikamente verabreichen kann. Wenn Sie ein Beruhigungsmittel bekommen haben, müssen Sie von einer Begleitperson abgeholt werden.

Wie geht es nach der Operation weiter?

Untersuchung an der Spaltlampe.

Der Verband verbleibt bis zum Folgetag. Sie können ihn am nächsten Morgen entweder selbst abnehmen oder bei der Kontrolle in der Praxis abnehmen lassen.
Eine erste Kontrolluntersuchung des Auges muss immer am ersten Tag nach der Operation durchgeführt werden. Hier wird die Sehschärfe bestimmt und die Einheilung in das Auge beurteilt. Ab dem ersten Tag nach der Operation sind auch Augentropfen anzuwenden. Üblicherweise handelt es sich hierbei um ein antientzündliches Präparat für
ca. 4 Wochen. Die Heilung des Auges ist üblicherweise nach 4-8 Wochen abgeschlossen.

Was muss ich nach der Operation beachten?

Nach der Operation gelten unsere generellen Hinweise, welche Sie hier nachlesen können.

Ab wann kann ich mit dem operierten Auge sehen?

Oft wird schon am ersten Tag nach der Operation volle Sehschärfe erreicht. Üblicherweise erholt sich die Sehschärfe spätestens nach einigen Tagen. Im Einzelfall kann es natürlich länger dauern.

Ab wann kann ich wieder Auto fahren?

Das hängt von Ihrer Sehschärfe im Einzelfall ab, sollte aber relativ rasch wieder möglich sein.

Bitte scheuen Sie sich nicht, noch offene Fragen in einem persönlichen Gespräch
zu klären.