Kann man die Lesebrille „wegoperieren"?
Möglichkeiten der operativen Korrektur der Alterssichtigkeit
Um es vorweg zu sagen: Die ursprüngliche jugendliche Fähigkeit unserer Augen zur Naheinstellung (Akkommodation) können wir auch heute noch nicht wiederherstellen. Wenigstens können wir die Alterssichtigkeit korrigieren – auch wenn jede Korrektur immer einen gewissen Kompromiss bedeutet.
Bei den Möglichkeiten der Korrektur haben wir aber in der letzten Zeit glücklicherweise erhebliche Fortschritte gemacht.
Während es früher nur eine Korrekturmöglichkeit – nämlich die Lesebrille – gab, können wir in der Zwischenzeit wenigstens aus mehreren unterschiedlichen Möglichkeiten auswählen. Ihre jeweils unterschiedlichen Kombinationen aus Vor- und Nachteilen ermöglichen es heute, sehr individuell auf die eigenen Bedürfnisse bezogen, denjenigen Kompromiss auszuwählen, dessen Vorteile für die eigene Situation sehr wichtig sind, dessen Nachteile dagegen weniger ins Gewicht fallen.
Ein Kompromiss bleibt es also immer: Wenigstens kann man heute aber dessen Kombination aus Vorteilen und Nachteilen für sich selbst individuell optimieren.
Für eine möglichst weitgehende Unabhängigkeit von optischen Sehhilfen – Brillen oder Kontaktlinsen in ihren unterschiedlichen Formen – gibt es heute eine Reihe von augenchirurgischen Verfahren für die Korrektur der Alterssichtigkeit, gegebenenfalls auch in Kombination mit der Korrektur einer ohnehin bestehenden Grund-Fehlsichtigkeit.
Monovision:
Unter diesem Begriff versteht man die Korrektur eines Auges für die Ferne und des anderen Auges für die Nähe.
Manche Menschen haben diese Situation von Natur aus: So soll J. W. v. Goethe ein normalsichtiges und ein kurzsichtiges Auge gehabt haben – deshalb wird diese Situation auch als „Goetheblick“ bezeichnet.
Das zu Grunde liegende Prinzip ist, dass das Gehirn sich jeweils das Bild desjenigen Auges „aussucht“, welches für das betrachtete Sehobjekt in dessen jeweiliger Entfernung das schärfste Bild bietet.
Diese Korrektur kann man chirurgisch, je nach Situation, entweder durch eine Laser-Korrektur oder – zumeist – durch die Einsetzung von Kunstlinsen erzielen.
Der Nachteil dieser Korrektur ist, dass ihre Verwirklichung davon abhängt, ob die unterschiedliche Brechkraft der beiden Augen individuell verträglich ist.
Der Vorteil ist, dass man diese Korrekturmöglichkeit mit Kontaktlinsen ausgiebig testen kann: So kann man selbst in aller Ruhe herausfinden, wie eine solche Korrektur für einen selbst im wirklichen Leben funktionieren würde und wie sie verträglich wäre.
Ein zweiter Vorteil ist ebenfalls nicht zu unterschätzen: Selbst wenn diese Korrekturmöglichkeit grundsätzlich als gut verträglich und vorteilhaft erscheint, kann es Spezialsituationen geben, in denen der Nachteil, nämlich die Unterschiedlichkeit der beiden Augen, störend ist. Ein nicht seltenes Beispiel ist das Autofahren bei Nacht. Für solche Spezialsituationen kann der Nachteil aber durch eine Brillenkorrektur, die eben nur dann getragen wird, aufgehoben werden.
Mehrstärken-Kunstlinsen:
Die moderne optische Technik hat zu einem kleinen optischen Wunderwerk geführt: Durch die Nutzung bestimmter optischer Gesetze und ihre technische Umsetzung durch extrem präzise Herstellungs-Technologie, kann man Kunstlinsen für das menschliche Auge herstellen, die jeweils einen Schärfepunkt in der Ferne, in mittlerer Entfernung und in der Nähe haben.
Der Vorteil dieser Korrekturmöglichkeit ist, dass beide Augen gleich korrigiert werden können.
Der Nachteil dieser Linsen ist konstruktionsbedingt, da sie das verfügbare Licht auf drei Brennpunkte aufteilen müssen und deshalb weniger kontrastreich abbilden. Während dies tagsüber gar nicht oder nur minimal bemerkbar ist, kommt es in der Dämmerung und nachts mehr zum Tragen. Auch können, gerade in der Dunkelheit, feine Lichtstreuungen und Reflexe um Lichtquellen auftreten. Schließlich ist es bei diesen Linsen für eine zufriedenstellende Funktion sehr wichtig, dass man mit der Stärkenberechnung wirklich sehr genau „trifft“. Glücklicherweise gelingt dies heute in einem extrem hohen Prozentsatz – man kann es aber nicht mit letzter Sicherheit garantieren. Deshalb muss man bei der Wahl dieses Verfahrens in wenigen Fällen akzeptieren, dass man mit einer Laserbehandlung eine geringfügige Feinkorrektur durchführen muss.
„Im Internet gibt es aber noch viele andere Techniken und Lösungsvorschläge!“
Das ist völlig richtig! Sie dürfen darauf vertrauen, dass wir sie alle, wirklich alle, kennen. Prof. Neuhann ist seit vielen Jahren leitend für die wissenschaftlichen Gremien der europäischen und deutschen Augenheilkunde für die Bewertung neuer Verfahren mitverantwortlich.
Keine der sonstigen Techniken hat uns bisher, zumeist auch aus eigener Erfahrung, überzeugen können. Wenn Sie zu einzelnen Techniken Fragen haben, wissen wollen, warum wir sie nicht für empfehlenswert halten etc., fragen Sie uns gern: Wir stehen Ihnen gerne mündlich oder schriftlich Rede und Antwort.
„Und nun - was ist für mich richtig?“
Wenn Sie eine Lösung suchen, die Ihre Alterssichtigkeit korrigiert, Sie dabei aber von optischen Hilfsmitteln, wie einer Lesebrille, Kontaktlinsen o. ä. – jedenfalls weitestgehend – unabhängig macht, empfehlen wir eine persönliche Vorstellung in unserer Sprechstunde.
Hier gibt es keine fixen, schon gar keine schematischen Lösungen. Durch eine gründliche Augenuntersuchung stellen wir Ihre individuelle Ausgangssituation fest und beraten dann miteinander, ob eine der beiden genannten Operationsmöglichkeiten Ihre Erwartungen und Anforderungen erfüllen kann.