Altersbedingte Makuladegeneration (AMD)

Netzhaut und Makula

Die Netzhaut ist die innerste Schicht der Augapfelwand und verarbeitet die einfallenden Lichtreize. Die in der Netzhaut befindlichen Sinnes- oder Sehzellen (sog. Zapfen und Stäbchen) wandeln das eintreffende Licht in elektrische Impulse um. Die so entstandenen Informationen werden durch den Sehnerv in das Gehirn weitergeleitet.

Im Zentrum der Netzhaut befindet sich die Stelle des schärfsten Sehens (Makula). An dieser Stelle der Netzhaut sind die Sehzellen besonders empfindlich und dicht angeordnet, sodass hier die höchste Lichtverarbeitung möglich ist. Bei einem gesunden Auge ist die Makula in ihrer Mitte noch einmal grubenförmig abgesenkt (Fovea). Weil hier auch ein gelber Farbstoff ins Gewebe eingelagert ist, der die Zellen vor schädigenden Lichteinflüssen schützt, heißt diese Stelle auf Deutsch auch „Gelber Fleck“, der lateinische Fachausdruck ist „Macula lutea“. „Makula“ ist also die deutsche Kurzform hiervon.

Die Sehzellen stecken in der Pigmentzellschicht (Pigmentepithel), mit welcher sie eng verkoppelt sind. Das Pigmentepithel ist für die biologische Funktion der Sinneszellen von unerlässlicher Bedeutung. Zur Deckung des hohen Sauerstoffbedarfs für die Sehvorgänge ist die Makula ausschließlich auf die Blutgefäße der darunter liegenden Aderhaut angewiesen.

Die Makula befindet sich im Zentrum der Netzhaut (links). Im Schnittbild ist die grubenförmige Struktur der Makula zu erkennen (Mitte). Die Grube entsteht, da die Netzhaut im Bereich der Makula nur aus Sehzellen besteht (rechts).

Was bedeutet altersbedingte Makuladegeneration (AMD)?

Als altersbedingt bezeichnet man solche Veränderungen, die erst etwa ab dem 5. bis 6. Lebensjahrzehnt auftreten und mit zunehmendem Lebensalter immer häufiger vorkommen.

Degeneration nennt man jede Art eines fortschreitenden Gewebeuntergangs. Die Degeneration der Makula geschieht dabei nicht direkt, sondern sekundär aufgrund von krankhaften Veränderungen unter der Netzhaut, nämlich in der Schicht des Pigmentepithels und der Aderhaut des Auges.

Wie wirkt Altern auf die Makula?

Schematische Darstellung von Drusen. Drusen liegen unterhalb des Pigmentepithels.

Während des gesamten Lebens wirkt Licht mit seiner hohen Energie auf diese winzige, aber ungeheuer stoffwechselaktive Netzhautstelle ein. Das Licht wird durch die Sehzellen verarbeitet und weitergeleitet. Die dabei entstehenden Abfallprodukte müssen umgehend beseitigt werden, damit der Sehvorgang nicht unterbrochen wird. Diese enorme Arbeitsbelastung geht nicht spurlos am Gewebe vorüber. So sammeln sich im Lauf der Jahre fettartige Stoffe (Drusen) an. Drusen sind Überbleibsel des höchst intensiven Stoffwechsels, welche von den Pigmentepithelzellen nicht mehr schnell genug wieder beseitigt werden konnten. Die Drusen werden unter den Sehzellen (genauer: dem Pigmentepithel) abgelagert und zerstören diese auf Dauer.

Die Altersbedingte Makuladegeneration ist also eine Abnutzungserscheinung an der Stelle des schärfsten Sehens.

Wer bekommt eine AMD und wann?

Da die Makuladegeneration eine Art Abnutzungserscheinung ist, wird klar: Wenn man nur alt genug wird, tritt eine AMD grundsätzlich bei fast jedermann auf. Allerdings sind der Zeitpunkt des Auftretens, die Art und Ausprägung, der Zeitablauf des Fortschreitens und die Betroffenheit beider Augen außerordentlich unterschiedlich.

Statistisch gesehen haben eine zumindest beginnende Form der Makuladegeneration:

  • im 5. Lebensjahrzehnt (41-50 Jahre) 5 %
  • im 6. Lebensjahrzehnt (51-60 Jahre) 10 %
  • im 7. Lebensjahrzehnt (61-70 Jahre) 15 %
  • im 8. Lebensjahrzehnt (71-80 Jahre) 20 %
  • im 9. Lebensjahrzehnt (81-90 Jahre) 40 %

Ob der Einzelne jemals eine AMD bekommt, wann und wie ausgeprägt, lässt sich nicht vorhersagen. Bekannte Risikofaktoren für das Auftreten einer AMD sind z. B. Häufung von AMD in der eigenen Familie, Rauchen, erhöhte Blutfette, Bluthochdruck, Diabetes und Arteriosklerose.

Insgesamt ist die AMD also eine multifaktoriell bedingte Erkrankung. Dabei spielt das Altern sicher die Hauptrolle, dann genetische Disposition, danach äußere Einwirkungen wie Licht oder Risikofaktoren.

Welche Formen der AMD gibt es?

Trockene Makuladegeneration mit Ablagerung von Drusen (gelbliche Flecken) im Bereich der Makula.

Von einer trockenen AMD spricht man, wenn die Veränderungen in der Makula (Einlagerung von Stoffwechselabfallprodukten, Zellschädigung und Zelluntergang) nicht mit einer Ausschwitzung von Gewebsflüssigkeit in die umgebende Netzhaut einhergehen. Die trockene AMD ist die bei Weitem häufigere der beiden Formen (etwa 80 %) und auch diejenige, die weniger rasch fortschreitet und in aller Regel auch weniger Funktionseinbuße verursacht.

Bei der feuchten Makuladegeneration kommt es zur Einsprossung neuer Gefäße unter die Netzhaut.

Eine feuchte AMD entsteht dadurch, dass der Organismus neue Blutgefäße unter der Makula bildet. Die Schädigung der Makula bei AMD kann nämlich zur Bildung von Botenstoffen führen, welche ihrerseits wieder zum Wachstum neuer feiner Blutgefäße führen. Der wichtigste Vertreter dieser Botenstoffe ist der Gefäßwachstumsfaktor „VEGF“ (engl. vascular endothelial growth factor).

Das grundsätzlich durchaus sinnvolle biologische Prinzip, dass die neuen Blutgefäße den Abtransport der liegen gebliebenen Abfallprodukte beschleunigen, bewirkt aber gerade an dieser winzigen Stelle mehr Schaden als Nutzen. Da die neuen Blutgefäße nicht so ausgereift sind, werden sie undicht. Die austretende Gewebsflüssigkeit lässt die Netzhaut anschwellen und richtet so zusätzlichen Schaden an. Schließlich resultieren großflächige Vernarbungen mit weiterer Zerstörung der Makula. Glücklicherweise macht die feuchte Form die Minderheit der Makuladegenerationen aus. Die feuchte AMD geht meist mit einer raschen und drastischen Sehminderung einher.

Wie bemerkt man eine AMD?

Für den Betroffenen sind die ersten Veränderungen subjektiv oft kaum oder gar nicht zu bemerken. Geringe Verschlechterungen der Sehschärfe, insbesondere, wenn sie sich langsam entwickeln und am nicht führenden Auge beginnen, bleiben nicht selten unbemerkt. Manchmal wird sogar eine erhebliche Verschlechterung der Sehschärfe eines Auges zunächst gar nicht bemerkt, weil das andere Auge noch sehr gut sieht, und fällt erst bei einer Brillenkontrolle durch den Augenarzt oder beim zufälligen Verdecken des guten Auges auf. Beschwerden treten typischerweise beim Lesen auf, da hier die Makulafunktion besonders intensiv beansprucht wird. Eine Veränderung äußert sich meistens durch das Wahrnehmen von welligen oder verzerrten Linien (Metamorphopsien). Diese kommen so zustande, dass die Unterlage (Netzhaut), auf der das einfallende Licht abgebildet wird, verformt ist. So entsteht im Gehirn der Eindruck eines verzogenen Bildes. Besteht eine größere Schädigung im Bereich der Makula, so kann in der Mitte ein schwarzer Fleck (Skotom) bestehen, in dessen Bereich man nicht sieht.

Welche Untersuchungen werden bei der AMD durchgeführt?

Spiegelung des Augenhintergrundes
Neben einer routinemäßigen Untersuchung der Augen (Sehschärfe etc.) wird die Makula mit speziellen Lupen bei erweiterter Pupille betrachtet. So kann der Augenarzt z. B. Drusen oder Blutungen erkennen.

Fluoreszeinangiografie
Nach Injektion eines Farbstoffes in eine Armvene werden vom Augenhintergrund bei erweiterter Pupille in rascher Folge Serienaufnahmen dokumentiert. Diese Untersuchung lässt Flüssigkeitsaustritte und neu gebildete Blutgefäße erkennen. Sie ist unerlässliche Voraussetzung vor und während der Behandlung jeder feuchten Makuladegeneration. Manchmal ist die Untersuchung mit zwei verschiedenen Farbstoffen notwendig, um die notwendigen Erkenntnisse zu gewinnen.

Schnittbilduntersuchung der Netzhaut (Optische Kohärenztomografie – OCT)
Mithilfe eines aufwendigen Gerätes werden zahlreiche Schnittbilder der Netzhaut angefertigt, welche einen Einblick in die feingewebliche Struktur der Netzhaut (feinste Flüssigkeitsansammlungen, Ablagerungen etc.) erlauben. Keine andere Untersuchung liefert vergleichbare Details. Da diese Untersuchung berührungsfrei ist, wird sie nicht nur bei der Diagnose, sondern vor allem auch im Verlauf der Makuladegeneration eingesetzt. Sie ersetzt in der Verlaufskontrolle oftmals die aufwendigere Fluoreszeinangiografie.

Spiegelung des Augenhintergrundes.
Darstellung der Blutgefäße am Augenhintergrund mittels Angiografie.
Schnittbilduntersuchung der Makula (Optische Kohärenztomografie).

Autofluoreszenz
Da die Makulapigmente bei bestimmtem Licht fluoreszieren, kann man diese auch durch die sog. Autofluoreszenz darstellen. Diese wird vor allem bei der trockenen Makuladegeneration eingesetzt.

Amsler-Test
Mit einem speziellen Gitter kann der Augenarzt das zentrale Blickfeld testen. Hier geht es zum Test.

Was kann man gegen die AMD tun?

Was für alle Verschleißprozesse ganz allgemein gilt, trifft auch für die Altersbedingte Makuladegeneration zu: Leider gibt es bis heute im Allgemeinen keine Möglichkeit, den degenerativen Grundprozess zu heilen. Das Ziel der Behandlung ist es daher, die verbliebene Sehkraft auf möglichst hohem Niveau zu stabilisieren bzw. die Verschlechterung zu verlangsamen, schwere Verlaufsformen und Komplikationen zu vermeiden und schließlich ggf. das Leben mit der Beeinträchtigung zu erleichtern. Man kann also versuchen, es der AMD „so schwer wie möglich zu machen“.

Eines ist dabei ganz ausdrücklich zu betonen: Nichts von dem, was im Folgenden aufgeführt wird, gilt immer oder für jedermann: Jeder Patient ist individuell, jede Makuladegeneration ist anders. Nur der Augenarzt kann Ihnen nach einer gründlichen Untersuchung sagen, was für Sie in ihrem speziellen Falle anzuraten ist.

Vorbeugende Maßnahmen

Allgemeine Maßnahmen

Basismaßnahmen sind Aufhören zu rauchen, Fettstoffwechsel, Bluthochdruck und Diabetes optimal einstellen.

Ernährung und Nahrungsergänzungsstoffe
Eine Reihe von Erkenntnissen sprechen dafür, dass die regelmäßige Zufuhr bestimmter Vitamine und Spurenelemente (sog. Antioxidantien) den Verlauf einiger Formen der AMD günstig beeinflussen können. Dies wird ihrer Fähigkeit zugeschrieben, aggressive, schädigende chemische Stoffe unschädlich zu machen, die beim Sehstoffwechsel entstehen (sog. freie Radikale). Diese Vitamine/Spurenelemente sind: Vitamin C, Vitamin E, Beta-Carotin und Zink.

(Ex-)Raucher sollten auf übermäßige Zufuhr von Beta-Carotin verzichten, da bei ihnen das Risiko für Lungenkrebs hierdurch erhöht wird.

Weiterhin gibt es Hinweise für den positiven Einfluss der Zufuhr von Lutein und Zeaxanthin. Diese gelblichen Farbstoffe sind als Lichtschutzstoffe in der Makula vorhanden und mindern die schädigende Wirkung insbesondere der energiereichen blauen Anteile des Lichtes. Durch ihre Farbe haben sie der Makula auch ihren Namen gegeben (Gelber Fleck). Im Alter nimmt die Dichte dieser Stoffe ab. Obwohl der Körper diese Stoffe nicht selbst bilden kann, kann eine ausreichende Menge durch Zufuhr dieser Stoffe durch die Nahrung sichergestellt werden.
Die Aufnahme von Antioxidantien und Lichtschutzstoffen kann entweder durch Nahrungsmittel, in denen diese Stoffe reichlich enthalten sind, geschehen oder durch entsprechende Ergänzungspräparaten.
Natürlich reich an Lutein und Zeaxanthin sind gelbes und grünes Obst und Gemüse, z. B. Paprika, Karotten, Tomaten, Melonen, Mais, Orangen, Brokkoli, Spinat und Erbsen.

Lichtschutz
Den gleichen Zweck, nämlich den Schutz der Makula vor den schädigenden Einflüssen insbesondere des energiereichen blauen Anteils im Tageslicht, verfolgen spezielle Licht-/Sonnenschutzgläser, welche genau diesen Anteil aus dem Tageslicht herausfiltern. Kantenfiltergläser können gleichzeitig zum Lichtschutz noch eine Kontrastverstärkung bieten.

Sind Sie am Grauen Star operiert worden, so gilt: Jede in Deutschland gängige Kunstlinse besitzt einen UV-Filter und ist für Licht etwa so durchlässig wie eine jugendliche Linse. Da die körpereigene Linse im Lauf des Lebens eine gelbe Farbe annimmt und so als Blaufilter gegen den aggressivsten Teil des Sonnenlichtes wirkt, hat man diesem Gelbwerden eine schützende Wirkung zugeschrieben. So hat man Kunstlinsen mit einem zusätzlichen Blaufilter entwickelt. Der Nutzen dieses Blaufilters erscheint logisch. Ein tatsächlicher klinischer Nutzen konnte jedoch bisher nicht nachgewiesen werden. Potenzielle Nachteile dieses Blaufilters sind eine veränderte Farbwahrnehmung in der Dämmerung und eine mögliche Beeinflussung des Tag-Nacht-Rhythmus, der durch den Blauanteil des Lichtes beeinflusst wird. Ob und ggf. welche Lichtschutzmaßnahmen bei Ihnen sinnvoll sein könnten, sollten Sie mit Ihrem Augenarzt besprechen.

Selbstkontrolle mit dem Amsler-Test
Eine Selbstkontrolle mittels Amsler-Gitter dient dazu, dass man Veränderungen früher bemerkt und ggf. frühzeitig eingreifen kann. Wenn Sie gefährdet sind, machen Sie sich diesen Test, der nur wenige Sekunden dauert, zu einer täglichen Routine wie das Zähneputzen: Solange sich nichts ändert, sind Sie zu Recht beruhigt; wenn eine Veränderung sichtbar wird, sind Sie sicher, dass Sie die bestmöglichen Behandlungschancen wahren.

Durchblutungsfördernde Medikamente
Zwar üben arteriosklerotische Durchblutungsstörungen bei der AMD sicher in vielen Fällen einen zusätzlichen negativen Einfluss aus, wirksame durchblutungsfördernde Mittel an der Makula gibt es aber nicht. Die so bezeichneten Mittel fördern – jedenfalls bei der AMD – ausschließlich den Umsatz des Herstellers.

Behandlung bei Trockener AMD

Außer den genannten Vorsorgemaßnahmen gibt es leider derzeit noch keine anderen Behandlungsmöglichkeiten. Da die trockene AMD üblicherweise sehr langsam fortschreitet, muss man bei dieser Form keine Sorge vor einem raschen Sehverlust haben. Immer wieder werden wir Augenärzte nach sog. alternativen Behandlungsmethoden und ihrer Wirksamkeit gefragt (z. B. Akupunktur, Biofeedback, Augengymnastik etc., s. u. Alternative Heilbehandlung).

Behandlung bei Feuchter AMD

Bei der feuchten AMD haben alle Behandlungsverfahren ein einziges Ziel: die Verödung bzw. Beseitigung der neu gebildeten Blutgefäße und damit die Verhinderung bzw. Beseitigung von Flüssigkeitsaustritt unter die Netzhaut. Durch den Verschluss der Gefäße sollen auch Blutungen und ausgedehnte Narbenbildungen, die ausgeprägte Sehminderungen verursachen, verhindert werden.

Intravitreale operative Medikamenteneingabe.

Medikamenteneingabe ins Auge (intravitreale operative Medikamenteneingabe – IVOM)

Durch die Einführung von Medikamenten, welche in das Augeninnere (Glaskörper) eingespritzt werden, ist in den letzten Jahren ein Meilenstein in der Behandlung der feuchten AMD gesetzt worden. Diese Medikamente wirken gegen bestimmte Botenstoffe (VEGF) welche zur Neubildung unerwünschter Blutgefäße und ihren Folgen führen. Diese Behandlungsmethode hat sich heute weltweit als Standard bei feuchter Makuladegeneration durchgesetzt.

Die Entwicklung von Medikamenten und Anwendungsformen auf diesem Gebiet ist aber unverändert in stürmischer Entwicklung begriffen, sodass hier nur einige allgemeine Prinzipien genannt werden sollen.

 

1. Es gibt mehrere Medikamente, welche für die Behandlung in Frage kommen. Ihr Augenarzt wird mit Ihnen zusammen besprechen, was nach dem aktuellen Kenntnisstand für Sie in Frage kommt und mögliche Alternativen mit Ihnen abwägen.

2. Solche Medikamenteneingaben in das Augeninnere müssen unter allen Sorgfaltsaspekten, wie sie für einen operativen Eingriff im Augeninneren gelten, durchgeführt werden. Wir führen diese Eingriffe nach allen internationalen Empfehlungen daher unter sterilen Bedingungen im Operationssaal durch. Die ambulante Behandlung dauert jedoch nur kurz und ist körperlich nicht nennenswert belastend.

3. Wie jeder operative Eingriff hat auch dieser naturgemäß Risiken, die im Vorfeld der Behandlung individuell mit Ihnen erörtert werden. Hierzu gehören z. B. die Verletzung von Linse und Netzhaut oder eine Entzündung. Beim Vorliegen einer Situation, die eine solche Behandlung angezeigt sein lässt, kann man aber allgemein sagen, dass das Risiko einer bleibenden erheblichen Sehverschlechterung ohne diese Behandlung unvergleichlich höher ist als durch eine Behandlungskomplikation.

4. Bei der operativen Medikamenteneingabe handelt es sich prinzipiell um eine Wiederholungs-/Dauerbehandlung, da die Wirkdauer der Medikamente begrenzt ist. Wie häufig und über welchen Zeitraum dies der Fall ist, kommt auf den Einzelfall an.

5. Auch diese Behandlung kann leider den zugrunde liegenden Alterungs- und Degenerationsprozess nicht wirklich aufhalten, sondern nur die Folgen der feuchten Form. Wir können, mit anderen Worten, die feuchte in die bestmögliche trockene Form zurückführen. Ziel der Behandlung ist also eine Stabilisierung, keinesfalls kann eine Verbesserung des Sehens erwartet werden.

6. Abschließend muss erwähnt werden, dass es leider auch Therapieversager gibt.

Andere Behandlungsmöglichkeiten (feuchte AMD)

Andere Behandlungsmöglichkeiten haben aufgrund ihrer im Vergleich zur IVOM relativen Wirkungslosigkeit an Bedeutung verloren. Sie kommen heute nur noch in besonderen Einzelfallsituationen zur Anwendung.

1. Die konventionelle Laserkoagulation eignet sich für Blutgefäße, die außerhalb der Makula auftreten. Die Laserbehandlung zerstört nämlich auch die über der Veränderung liegende Netzhaut und wird deshalb in der Makula naturgemäß nicht mehr angewendet.

2. Die Photodynamische Therapie (PDT) ist ebenfalls eine Laserbehandlung. Hier bewirken ein in die Blutbahn injiziertes Medikament und Laserlicht eine gezielte Zerstörung der unerwünschten Blutgefäße. Die PDT war bis zur Einführung der IVOM eine verbreitete Therapie.

3. Verdrängen von Netzhautblutungen durch Injektion eines Medikamentes und einer Gasblase in das Auge Blutungen unter der Makula können eine bedrohliche Unterbrechung ihrer Ernährung bedeuten. Daher versucht man, ab einer gewissen Größe die Blutung aus der Netzhautmitte zu verschieben. Dazu wird zuerst ein gerinnsellösendes Medikament und anschließend eine Gasblase in das Augeninnere injiziert. Bei entsprechender Lagerung des Kopfes wird die Gasblase gegen die Makula drücken und die Blutung verdrängen. Anschließend muss die Gefäßneubildung, die Ursache der Blutung war, dann mit einer Medikamenteneingabe behandelt werden.

4. Bei chirurgischen Verfahren wie der sog. Makulatranslokation oder dem Aderhautpatch wird die Gefäßneubildung entfernt und dann auf verschiedene Weise, entweder durch Drehen der Netzhaut oder durch Transplantation von Pigmentepithel und Aderhaut versucht, die Funktion und Ernährung der Makula wiederherzustellen. Diese Operationen werden nur in speziellen Zentren durchgeführt und sind nur für Sonderfälle anzuraten.

Alternative Methoden

Vielen Menschen, denen ihr Arzt sagen muss, dass er Ihnen keine Heilung anbieten kann, wenden sich sog. alternativen Behandlungs- oder Heilmethoden zu. Naturgemäß haben solche Methoden gerade dort immer große Anziehungskraft, wo die wissenschaftlich orientierte Medizin keine Hilfe anbieten kann. Nirgendwo gedeihen Scharlatanerie, Hokuspokus, Irrationalität und nicht zuletzt simpler Betrug besser als auf dem Boden von Verzweiflung und blindem Aufbegehren gegen das Schicksal. Deshalb wollen wir Ihnen zu bedenken geben:

  • Für uns gibt es weder Schul- noch alternative Medizin. Für uns gibt es nur sinnvolle und belegbar wirksame Medizin bzw. das Gegenteil davon.
  • Wir haben keinerlei Vorurteile. Wir verfahren nach dem uralten ärztlichen Prinzip: Wer heilt, hat recht. Wie das ggf. geht, ist uns dabei zunächst wenig wichtig. Das heißt aber auch, dass, wer recht zu haben behauptet, seine Heilerfolge nachprüfbar belegen muss.
  • Wir alle haben so viele schwierige und komplizierte Verfahren erlernt, dass wir uns zutrauen, jedes alternative Verfahren auch zu erlernen, sollte es wirksam sein. Schwierigkeiten haben wir nur, zu verstehen, warum Menschen glauben, ein Arzt würde eine wirksame Behandlung nur deshalb ablehnen, weil sie (s)einem Vorurteil widerspricht.
  • Wenn Sie trotzdem den alternativen Weg gehen wollen, bleiben Sie in der regelmäßigen Betreuung Ihres Augenarztes, damit wenigstens nichts versäumt werden kann.

Hilfe für Sehbehinderte

Vergrössernde Sehhilfen können in einer Spezialsprechstunde in unserer Praxis angepasst werden.

Hat eine Makuladegeneration zur Sehbehinderung geführt und sind die Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft, müssen sich alle Anstrengungen darauf richten, dem betroffenen Patienten alle Hilfsmittel und „Tricks“ an die Hand zu geben, um die Anforderungen des täglichen Lebens so gut wie möglich zu meistern. Dazu sind 3 Grundvoraussetzungen unerlässlich:

1. AMD führt nicht zur Erblindung
Betroffen ist immer „nur“ das Netzhautzentrum: Schlimm genug, weil damit die Detailsehschärfe, das Lesevermögen etc. massiv eingeschränkt sind oder verloren gehen. Erhalten bleibt dagegen immer das äußere Gesichtsfeld, welches für die Orientierung in der Umgebung unabdingbar wichtig ist. Damit bleibt man praktisch immer in der Lage, sich selbstständig zu orientieren, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Fälle, in denen der Degenerationsherd so riesig ist, dass die eigenständige Orientierungsfähigkeit tatsächlich bedroht ist, sind äußerste Seltenheiten.

2. Akzeptanz der Behinderung
Vergeuden Sie nicht Ihre Zeit und Energie mit dem Ankämpfen gegen das Unvermeidliche. Zwar kann man die AMD in der Tat nicht heilen, aber man kann helfen, damit so gut wie möglich zurechtzukommen. Verlangen Sie nicht das Unmögliche – z. B. wieder Auto fahren zu können. Aber treiben Sie die Nutzung des Möglichen so weit es irgend geht.

3. Nutzung aller technischen und sonstigen Möglichkeiten
Vergrößernde Sehhilfen in ihren zahlreichen Varianten stehen im Zentrum der technischen Möglichkeiten. Für die Ferne kommen im Wesentlichen kleine Fernrohrsysteme in zahlreichen raffinierten technischen Varianten in Frage. Für die Nähe – und damit hauptsächlich zum Lesen, aber auch für Handarbeiten und dergleichen – gibt es zahllose Varianten. Sie beginnen bei überkorrigierten Lesebrillen und einfachen, handgehaltenen Lupen, ggf. mit eingebauter Beleuchtung. Lesestäbe, Lesesteine und Standlupen haben einen festen Abstand zum Schriftstück. Lupen, die man auf die eigene Brille aufstecken kann, mit einem Halsband vor sich tragen oder mit einem Gestell am Tisch befestigen kann, ermöglichen es, die Hände frei zu behalten. Das gilt auch für Fernrohr-Lupenbrillen. Schließlich gibt es für hohen Vergrößerungsbedarf elektronische Sehhilfen in Form von Fernsehlesegeräten in unterschiedlichen Ausführungen. Auch Blendung und mangelndes Kontrastsehen können durch spezielle Brillengläser (sog. Kantenfiltergläser) verbessert werden. Welche Vergrößerungshilfen/Brillengläser für den einzelnen Patienten am sinnvollsten in Frage kommen, muss in geduldiger Erprobung von auf diesem Gebiet erfahrenen und engagierten Betreuern festgestellt werden. In unserer Praxis stehen hierfür speziell geschulte, erfahrene Mitarbeiter zur Verfügung. Unsere Sehbehinderten-Betreuung besitzt für uns hohen Stellenwert.

Weitere aktuelle Auskünfte erhalten Sie über den Pro-Retina-Verein oder den Blindenbund, der sich ja auch um Sehbehinderte kümmert. Er informiert Sie auch über zusätzliche Hilfsmittel und Angebote, wie etwa Kurse, in denen man Hinweise erhält, wie man das tägliche Leben mit Sehbehinderung meistern kann.

Weiterhin gibt es z. B. direkte finanzielle Hilfen/Vergünstigungen, im Nahverkehr, bei Telefon-, Rundfunk- und Fernsehgebühren, steuerliche Erleichterungen und andere soziale Betreuungsleistungen. Nähere Auskunft hierzu gibt Ihnen z. B. der Sozialverband VdK, ihr regional zuständiger Blindenbund oder ihr zuständiges Versorgungsamt.

Die wichtigste Hilfe erhalten Sie jedoch in der eigenen menschlichen Umgebung, von der Familie über den Freundeskreis und die Nachbarschaft bis hin zur Kirchengemeinde, zu Vereinen und dem „Nächsten“ auf der Straße: Haben Sie den Mut, die Menschen Ihrer Umgebung ganz selbstbewusst um Unterstützung und Hilfe zu bitten. Eine Makuladegeneration ist nichts, dessen man sich schämen müsste.

Nur man sieht’s nicht von außen! Fast alle Menschen sind hilfsbereit und verständnisvoll, wenn man ihnen eine Chance dazu gibt.

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesen Informationen einen Überblick über die AMD geben konnten.
Bitte scheuen Sie sich nicht, uns Augenärzte bei offenen Fragen anzusprechen.

Lesen Sie hier: Behandlung der trockenen altersbedingten Makuladegeneration